Eventuell kommt dir dieses Szenario auch bekannt vor: Du sitzt nach einem langen Tag auf der Couch und willst etwas entspannen. Du machst den Fernseher an, hast ein Getränk vor dir und nimmst ganz beiläufig dein Smartphone in die Hand – und schon geht’s los: Du scrollst dich durch Social-Media-Feeds stöberst durch Websites oder Onlineshops oder spielst ein Handy-Game. Plötzlich vernachlässigst du alles andere um dich herum. Was läuft da eigentlich gerade im Fernsehen?
Dass die Beschäftigung mit einem Smartphone die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung reduzieren kann, haben Medienforscher bereits 2017 nachgewiesen. Sie bezeichnen das als Brain-Drain-Effekt. Ein Forschungsteam der Universität Augsburg um den Schulpädagogen Prof. Dr. Klaus Zierer wollte es nun genauer wissen und hat mithilfe der Ergebnisse aus insgesamt 22 Studien untersucht, wie viel Aufmerksamkeit die kleinen Apparate uns genau stehlen.
Im Wesentlichen kamen alle der 22 Studien, die Zierer und seine Kollegen verglichen, zu dem Ergebnis, dass alleine schon die bloße Präsenz eines Smartphones – also etwa auf dem Schreib- oder Esstisch – Auswirkungen auf deine kognitiven Fähigkeiten hat, insbesondere auf die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis. Das Aufblinken der Geräte bei neuen Nachrichten und die potenziell ständige Erreichbarkeit oder Ablenkungsmöglichkeit sorgen dafür, dass du dich weniger auf deine eigentlichen Aufgaben konzentrierst.
„Menschen, die bereits viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringen, sind von der Abwesenheit des Smartphones mittlerweile sogar mehr gestresst als von der Anwesenheit“, so Zierer.
Die Augsburger Forscher empfehlen daher, den Gebrauch digitaler Medien zu regulieren, zu kontrollieren und zu begleiten, da vor allem „Kinder vor einer inhaltlich und zeitlich unkontrollierten Nutzung von Smartphones geschützt werden [müssen]“.
Ziel solle sein, Jugendliche an die Nutzung von Smartphones mit Augenmaß heranführen und dabei ein hohes Maß an Selbstreflexion und Eigenverantwortung in den Mittelpunkt zu stellen.
Ein bisschen Nachhilfe in Sachen Medienkompetenz und ein bisschen Digital Detox kann aber wohl keinem schaden – ganz unabhängig vom Alter.
Redaktionell für die Homepage bearbeitet aus: https://www.welt.de/kmpkt/article247590872/Psychologie-Das-passiert-sobald-du-dein-Smartphone-in-die-Hand-nimmst.html, Stand: 20.11.2023